einblasdämmung

Einblasdämmung – Dach dämmen – Was ist das?

Von Marc Hammermeister Am 9. Dezember 2022

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Worin genau besteht der Unterschied, wenn bei der Dachdämmung, Geschoßdeckendämmung oder Fassadendämmung das Dämmmaterial nicht als Matten eingelegt, sondern eingeblasen wird?

  1. Die Dämmung muss nicht zugeschnitten werden, sie passt sich selbst an – wie ein Abdruck oder Abguss. Jede kleinste Ritze im Dachgebälk wird vom Dämmstoff nachgeformt.
  2. Die meisten Einblasdämmer verwenden eine größere Anzahl verschiedener Dämmstoffe, die sie gezielt nach den jeweiligen bauphysikalischen Anforderungen auswählen und das auch detailliert begründen können. Außer Glaswolle, aus der sonst die üblichen Dämmatten bestehen, gibt es Zellulose, also weiterverarbeitetes Zeitungspapier, Steinwolle, Polystyrolgranulate, Perlite, Holzspäne, um die häufigsten Dämmstoffe zu nennen. Wir bleiben zunächst bei Dächern und Geschoßdecken, in denen überwiegend Zellulose verwendet wird.

Diese beiden Faktoren führen zusammen zu folgenden Vorteilen:

  • Paßgenau. An den üblichen Anschlußstellen (Fußpunkt, Dachfenster, Firstdreieck) und in den Sparrenfeldern, die dreieckig zulaufen (Grate beim Walmdach, Gaubendächer, Kehlen) kann niemand den Dämmstoff so genau zuschneiden, dass er den Hohlraum vollständig ausfüllt. Bei Matten verbleiben Eintrittspforten für den kalten Außenwind. Einblasdämmung hingegen formt jede Kontur nach wie ein Gipsabdruck.

  • Winddicht. Zellulose wird mit ca. 40 kg/m³ eingeblasen. Das Fasergefüge ist wesentlich dichter als bei Mineralwolle, die mit 15 kg/m³ im Dach liegt. Bei Windbelastung ist Zellulose hier vergleichbar mit einer dichten festen Filzjacke, Mineralwolle ähnelt eher dem grobmaschigen Strickpulli. Kalter Wind aus Steckdosen, Kabelauslässen oder WC-Spülkästen sind z.B. mit fachgerecht eingeblasener Zellulose ausgeschlossen. In der Mineralwollwelt sollen Folien und Klebebänder die Winddichtung bewerkstelligen, in der Praxis halten diese Klebebänder jedoch nicht dauerhaft bzw. lösen sich aufgrund falscher Anwendung frühzeitig. Einblasdämmung ist an sich schon winddichtend und kompensiert in den meisten Fällen solche Mängel.

  • Großflächige Hinterlüftungen mit Kaltluft sind ausgeschlossen. Dämmatten liegen auf einer Lattung. In den Abseiten (den dreieckigen Hohlräumen am Fußpunkt des Daches) folgen die Matten meist den Sparren, die Abseite bleibt hohl. Eine kleine Lücke in einem Sparrenfeld genügt, und die gesamte Abseite arbeitet als „Kaltluftverteilkanal“, die Traglattung im gesamten Sparrenfeld ist ein „Kaltluftverteilgitternetz“. Eingeblasene Dämmung füllt alle Hohlräume aus, die Kaltluftverteilung hat keine Chance.

  • Feuchteeintrag durch Warmluft von innen ausgeschlossen. Was für kalte Außenluft gilt, trifft auch auf die feuchtwarme Innenluft zu, die sogenannte „Konvektion“. Durch Konvektion wird bis zu 1.000 mal mehr Feuchtigkeit in Dämmschichten eingebracht als durch Diffusion (Feuchtewanderung durch Materialien ohne Luftbewegung). Bei fachgerecht (d.h. mit der erforderlichen Dichte) eingeblasener Zellulose geht das nicht.

  • Schall- und Geruchsdämmung. Durch die Winddichtung ist das Bauteil auch gegen Schall- und Geruchsübertragung erheblich dichter.

  • Feuchtemanagement. Zellulose ist wesentlich saugfähiger als Mineralwolle und verteilt – wie ein Löschblatt – auch lokal und konzentriert eingebrachte Feuchte im gesamten Dämmkörper, bis überall die gleiche Feuchtigkeit vorliegt. Sobald die Feuchtigkeit in der Dämmschicht der Feuchte in der Raumluft darunter gleicht, nimmt sie kein Wasser mehr auf, weil die sog. „Ausgleichsfeuchte“ erreicht ist. Das berüchtigte Auskondensieren von Wasser an der Kaltseite der Dämmschicht gibt es bei einer hohlraumfreien Zellulosedämmung daher nicht.Auf ersten Anschein mag es paradox wirken – der saugfähige („sorbtive“) Dämmstoff soll das Dach besser trockenhalten? Erst die Analogie zum Löschblatt läßt die Auswirkungen der Saugfähigkeit anschaulich werden: sie bewirkt eine Weiterverteilung der Feuchtigkeit, also eine „Verdünnung“ von Wasser, also das Gegenteil zur befürchteten Konzentration von Wasser. Hinter dem Begriff der sog. „Ausgleichsfeuchte“ steckt das Entropiegesetz, demzufolge unterschiedliche physikalische Zustände (feuchtwarme Innenluft – trockene Dämmung) sich so lange austauschen, bis eine Gleichverteilung erreicht ist. Hat die Dämmung den selben Feuchtegehalt wie die Umgebungsluft errreicht, kommt der Austausch zum Erliegen, die Ausgleichsfeuchte ist erreicht. Wo Wasser auskondensieren kann und nicht weggesaugt wird, z.B. weil zwischen der Dämmschicht und der Innenseite der Außenhaut eine „Angstluftschicht“ vorgesehen wurde, kann sich keine Ausgleichsfeuchte einstellen. Auch bei Mineralwollmatten ist dieser Prozeß gehemmt, weil das Wasser eher vom Holz aufgenommen wird, als von der feuchteneutralen Glas- oder Steinwolle.Diese Ausgleichs- und Umverteilungstätigkeit der Zellulose wird bei der Berechnung des Feuchtehaushaltes mit dem vorherrschenden Glaser-Verfahren nicht berücksichtigt. Das vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Holzkirchen entwickelte Wufi-Verfahren („Wärme Und Feuchte Instationär“) bildet genau diese Umverteilungsprozesse ab, sowie auch die Speicherung im Winter und Austrocknung im Sommer. Es umfaßt immer mehrere Jahre und erfaßt auch das allmähliche „Aufschaukeln“ des Feuchtegehaltes, wenn eine Dämmschicht innen wie außen dicht eingepackt ist.

  • Feuchtegefälle normal und invers. Die allgemein bekannte Regel ist, daß die warmseitige Begrenzungsschicht diffusionsdichter sein soll als die kaltseitige Begrenzungsschicht. Dies entspricht in idealer Weise den Gegebenheiten bei einem Steildach – nach dem Gipskarton innen kommt die Dampfsperrfolie, dann die Dämmung, dann die diffusionsoffene Unterspannbahn, dann die Dachziegel, die als „schuppenförmige Bedachung“ durch die Windbelastung und die Vielzahl von Falzen von Natur aus extrem diffusionsoffen ist.Unter einem Pappdach (Flachdach, mit Bitumenschweißbahn, Folie oder Blech gedeckt) besteht das Problem, daß diese Deckungen absolut diffusionsdicht sind. Oft wird dann – auch von Fachleuten – versucht, durch eine Luftschicht zwischen Deckung und Dämmung die diffusionsoffene Außenseite zu simulieren. Innen üblicherweise wieder die Dampfsperre, dazwischen die Mineralwollmatte. Durchdringungen für Lampenkabel, Rohrentlüftungen, Flankendiffusion und sich lösende Klebebänder sorgen dann für Feuchteeintrag durch Diffusion und Konvektion (Warmlufteinströmung). Das Ergebnis ist eine starke Auffeuchtung der Dachschalung und das Absacken der Dachschalung, bei Flachdächern mit ursprünglich 5% Gefälle auch die Bildung großflächiger Pfützen oder „Dachseen“.Die bauphysikalisch richtige und dem allgemein anerkannten Stand der Technik entsprechende Lösung besteht in einer hohlraumfreien Verfüllung unter der Absichtungsebene mit Zellulosedämmung und einer Dampfbremse an der Warmseite der Dämmschicht, mit einem sd-Wert von ca. 1 bis 5 m oder einer feuchtevariablen Dampfbremse mit einem sd-Wert von ca. 0,25 m im Sommer und bis zu 10 m im Winter.

  • Fehlertoleranz. In der Mineralwollwelt versucht man, mit Folien und Klebebändern an der Warm- und Kaltseite der Dämmschicht Wind und Feuchte herauszuhalten. Fehlertolerantes Bauen heißt, schon bei der Planung die Wirklichkeit zu akzeptieren und nicht auszublenden: Luftschichten tun nicht, was wir von ihnen verlangen („ruhende Luftschichten“ gibt es nicht), Elektriker und Installateure interessieren sich nicht für Dampfsperrfolien und reißen sie kaputt, und Klebebänder sind nicht dauerhaft auf Zug belastbar und geben nach. Kleinere Risse oder Durchdringungen in der Dampfbremsfolie sind bei Zellulose-Einblasdämmung kein Problem. Größere Öffnungen durch den Installateur fallen mehr auf. Bei einem einblasgedämmten Dach ist schon beim Neubau die Fehlerfreiheit besser überprüfbar, weil die Dampfbremsfolie an der Innenseite fühlbar prall gestopft sein muß.

  • Perfekte Fachwerk-Innendämmung. Fachwerkhäuser, meist zudem unter Denkmalschutz, müssen von innen gedämmt werden. Dabei ist die Feuchtekondensation an der Grenze zwischen Dämmschicht und der Innenseite der Außenwand die größte Gefahr. Hier ist wieder Zellulose mit seiner Löschblattfunktion die beste Lösung. Die Innenseiten der Außenwände erhalten eine Vorsatzschale, die mit Zellulose hohlraumfrei gefüllt wird. Ganz nebenbei werden damit schiefe Wände begradigt.

  • Marderhemmend. Durch die hohlraumfreie Verfüllung hat der Marder in einem einblasgedämmten Dach weniger Platz. Es gibt zwar auch zellulosegedämmte Dächer, in denen der Marder tätig war, aber das ist nach unserer Erfahrung eine Seltenheit. Im Normalfall schreckt den Marder der bittere Geschmack der Salze, die der Zellulose als Brand- und Insektenschutz beigemengt werden.

  • Brandschutz. Obwohl Zeitungspapier brennt, obwohl Zellulosedämmung als „B2 – normal entflammbar“ eingestuft ist, trifft dies auf die Zellulosefaser nur sehr eingeschränkt zu. Sie glimmt aufgrund der kristallwasserhaltigen Salzbeimischungen nur, und bildet eine Kohleschicht, die die darunterliegende Dämmung bei weiterer Beflammung schützt. Im Beflammungstest mit einem Dachdeckerbrenner ist die offiziell als „A1 – nicht brennbar“ eingestufte Glaswolldämmung als erstes weggeschmolzen, und zwar schon nach wenigen Sekunden. Danach liegen die tragenden Dachhölzer ungeschützt zur Beflammung frei. Die Zellulosedämmung hält – je nach Stärke – 15 bis 30 Minuten. Nur die (wesentlich teurere) Steinwolle hält den Flammen länger stand.

Diese Eigenschaften sprechen dafür, Ihre Baufirma nach einer Zellulose-Einblasdämmung als Erstausstattung im Neubau zu fragen – nicht erst bei der Sanierung. Selbstverständlich gibt es auch gute funktionierende Dächer mit Mineralwollmatten, natürlich gibt es auch Einbläser, die Fehler machen. Aber aus der Sanierung mattengedämmter Dächer lassen sich viele Fehler der real existierenden Neubaupraxis ablesen und von Anfang an verhindern.

Warum machen es dann nicht schon längst alle?

Aus zwei Gründen:

  • Einblasdämmung ist im Neubau etwas teurer. Also teurer als Mineralwollmatten, wenn die perfekt verlegt werden, und die Dampfsperre und Unterspannbahn ebenfalls. Aber billiger, wenn das Mineralwolldach dann saniert werden muß, und wesentlich billiger, wenn das Mineralwolldach zwar saniert werden müßte, dies aber nicht erkannt wird und der hohe Heizenergieverbrauch als gegeben hingenommen wird.

  • Einblasdämmung ist immer noch zu unbekannt. Fast jeder hat zwar schon davon gehört, das Thema aber nicht in seiner Bandbreite erfaßt. So wird es als Altbau-, Öko- oder Denkmalschutzthema eingeordnet, oder es ist nur die Anwendung für zweischaliges Mauerwerk bekannt, oder es dominieren die landläufigen und widerlegten Vorurteile (brennt, saugt sich voll Wasser, lockt Insekten an). Man vertraut immer noch diversen Luftschichten zur Trockenhaltung wie der mittelalterliche Badearzt dem Aderlaß, kaum jemand außerhalb der Öko- und Holzbauszene kennt die feuchteverteilenden und rücktrocknenden Eigenschaften. Immer noch gehören Wörter wie „Dampfsperre“ (statt Dampfbremse) und „ruhende Luftschicht“ zum allgemeinen Sprachgebrauch, werden Diffusion und Konvektion verwechselt. Ist der Heizwärmeverbrauch dann höher als errechnet, erhalten sog. „Dämmskeptiker“ Aufwind, die behaupten, die Dämmwirkung werde übertrieben und falsch berechnet. Auch dort kein Wort von Einblasdämmung.Ein Gegentrend ist erst seit wenigen Jahren bei sachkundigen Bauherren und engagierten Ingenieuren zu spüren: die Konsequenz ist nicht „nicht dämmen“, sondern „richtig dämmen“.

Einblasdämmung – Vorteile – Nachteile

Gegenüber den hier beschriebenen Vorteilen sind die Nachteile abzuwägen, in erster Linie der Mehrpreis und die fehlende Selbsteinbaumöglichkeit. Die Dämmung ist zudem nicht druckfest, daher kann sie insbesondere die Hartschaumanwendungen nicht ersetzen, z.B. an der Keller-Außenwand, in der Bodenplatte, unterm Estrich oder als Aufsparrendämmung.

Was kostet eine Einblasdämmung im Vergleich zu einer normalen Dämmung?

Im Neubau kostet eine Zellulose-Einblasdämmung je nach Schichtdicke zwischen ca. 19 und 23 € pro Quadratmeter netto, gegenüber 12 bis 15 € bei mineralischer Mattendämmung. Für 100 m² geben Sie also knapp 1.000 € mehr aus. Die haben Sie, wie in der Altbausanierung auch, innerhalb von 6 bis 10 Jahren durch Heizkostenersparnisse wieder eingespielt.

In Zusammenarbeit mit:

Christoph v. Stein

http://www.einblasdaemmung.de

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